Archiv für die Kategorie ‘Bücher’

Monsieur Rainer: Die Nizza Connection

Sonntag, 08. Februar 2015

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Mit diesem politischen Krimi ist Autor Rainer Kahni ganz grosses Kino gelungen. Tatsächlich wünschte ich mir in der ersten Depression des begeisterten Lesers, der nach der letzten Seite atemlos zurückbleibt, eine Verfilmung dieses Romans. Und ich wünsche mir den Film auch jetzt noch, Monate nach der Lektüre. Weniger der spektakulären Szenen wegen, die der schonungslosen Beschreibung zum Trotz nach Bild schreien, sondern vor allem, um die auf wahren Elementen beruhende Darstellung von abgrundtiefer behördlicher Korruption einem breiteren Publikum nahezubringen, als Impfstoff sozusagen.

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Monsieur Rainer: Der Austernzüchter von Arcachon

Donnerstag, 08. Januar 2015

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Der Autor Rainer Kahni setzt mit Commissaire Carlucci jedem unbestechlichen, unbeirrbaren und hartnäckigen Polizisten ein Denkmal von einer Kraft, die trotz allem die Hoffnung leben lässt, dass eine bessere Gesellschaft von Menschen doch noch möglich sein könnte.

Carluccis Eltern immigrierten aus Sizilien nach Paris und sparten sich alles vom Mund ab, damit ihr Flavio studieren konnte. Als junger Jurist ging er zur Polizei und wurde als furchtloser Chef der Anti-Banditen-Brigade zum Schreck der Pariser Unterwelt.  Dank seiner hohen Verdienste immer wieder mit schwierigsten und geheimsten Fällen betraut, gerät (mehr …)

Fritz Orter: «Ich weiss nicht, warum ich noch lebe»

Freitag, 26. Dezember 2014

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Kriegsberichterstattung hat mich nie wirklich interessiert, weder ihr Resultat noch gar als Beruf. Das Buch von ORF-Kriegsreporter Fritz Orter hat nichts daran geändert; aber das Buch las ich bewegt.

Dass Kriegsberichterstatter auch dann gefährlich leben, wenn sie ihren Job überleben, wusst ich schon. Ich kenne einen, der durchgedreht ist bis zur sozialen Inkompatibilität.

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Diether Grünenfelder: «Die Reise nach Limbo»

Mittwoch, 08. Oktober 2014

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Wer Diether Grünenfelder persönlich kennt, wird in den beiden männlichen Protagonisten seines «Sittenbild einer alternden Szene» unschwer biografische Stücke von ihm selber finden. Wer ihn nicht näher kennt, sich selbst aber in der linken Szene im Grossraum Zürich bewegt hat, wird unschwer Bekanntes erkennen.

Doch weder das eine noch das andere ist Voraussetzung zum Gewinn aus der Lektüre dieses Romans. Das «Sittenbild» liesse sich von manch anderer Stadt in der Schweiz, im deutschen Sprachraum, in Westeuropa überhaupt ähnlich schreiben, in etwas anderer Sprache, mit (mehr …)

Adrian Naef: «Die Rechenmachers»

Mittwoch, 08. Oktober 2014

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Wir waren im selben Dorf aufgewachsen, nur ein Jahr auseinander, aber in zwei ganz verschiedenen Welten, Adrian als Jüngster in einer Bauernfamilie, ich als Ältester in einer Direktorenfamilie. Wir sind uns wissentlich nie begegnet – bis zu jener Vernissage im März 2014 von Diether Grünenfelders Buch «Reise nach Limbo». Beim Bier danach: Aha, Du bisch au vo Walisele? Wie heissisch dän Du? Und schon kannten wir uns irgendwie, obwohl wir sozusagen nichts voneinander wussten. Dann war da plötzlich Adrians Buch in meiner Post, über seine Kindheit in Wallisellen. Eine mir fremde Zeit und Welt, obschon ich die Namen der Orte mit (mehr …)

WOR 3: Meere plündern – und dann?

Dienstag, 08. Juli 2014

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Ende der Rohstoffe? Ersatz am Meeresboden! Die Kontinentalränder etwa bergen riesige Methanvorkommen; doch was geschähe bei deren Abbau? Könnten die aufgewirbelten Sedimente die Fische vertreiben? Könnte entweichendes Methan das Klima noch mehr anheizen? Sind nicht auch diese Rohstoffe einst erschöpft? Wär’s nicht klüger, wir lernen mit dem umzugehen, was da ist, und lassen die Bodenschätze im Meer? Ein ausführlicher und kritischer Bericht.

World Ocean Review WOR 3, 2014, «Rohstoffe aus dem Meer – Chancen und Risiken», ISBN 3-86648-220-3

Stephen and Anthony Palumbi: The Extreme Life of the Sea

Dienstag, 08. Juli 2014

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Noch ist die Vielfalt des Lebens in den Ozeanen weit erstaunlicher als auf den vom Menschen stark veränderten Kontinenten. Der Meeresbiologe Stephen Palumbi und sein Sohn Anthony, ein Wissenschaftsjournalist, beschreiben diese Vielfalt von ihren Extremen her: die frühesten und die ältesten Arten, die kleinsten und die grössten, die in der Tiefe und die an der Oberfläche, die kältesten und die wärmsten, die mit dem merkwürdigsten Sexleben, die schnellsten und die weitesten Schwimmer – bis hin zu extremen Arten der Zukunft, hervorgerufen durch Überfischung und Klimawandel. Ein faszinierendes und beklemmendes Lesebuch.

Princeton University Press, 2014, ISBN 978-0-691-14956-1

 

Peter Handke: «Noch immer Sturm»

Donnerstag, 12. Juni 2014

 

 

 

 

 

Ich bin kein Handke-Leser, kannte seine Bücher nicht, ein zwei Auszüge, mehr nicht. Interviews mit dem alten Autor in seinem Heim bei Paris haben mich auf ihn aufmerksam gemacht: seine ruhige, nachdenkliche Art des Redens. Als mich mein Bruder (wir schreiben beide gern) unlängst fragte: Kennst Du Handke? Nicht? Lies das, es ist fantastisch, nahm ich das Buch gerne mit auf meine Reisen. (mehr …)

Pedro Lenz: «Der Goalie bin ig»

Freitag, 14. Februar 2014

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In einem Atemzug gelesen, die ersten Seiten laut, um in die Schreibweise des Berndeutschen hineinzuhören. Als ich das Buch zuende gelesen hatte, war ich so in dieser Sprache zuhause, dass sie mir physisch fehlte. Ganz zu schweigen von der Szenengeschichte, die packend erzählt ist, in einer knappen und dabei zärtlich poetischen Sprache. Mehr sei nicht verraten; man kann das eh nicht nacherzählen, nur lesen und geniessen.

edition spoken script, 2013, ISBN 978-3-905825-81-7

Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit

Donnerstag, 13. Februar 2014

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Was unterscheidet die Menschen von andern Tieren? Dass sie sich komplexe Geschichten erzählen können, sogar über Dinge, die sie schlicht erfunden haben. So wurde der Homo sapiens zur beherrschenden Spezies, die mehr andere Arten ausgerottet hat als irgendeine Spezies sonst. Doch das ist nicht das Ende.

Selten wurde die Geschichte von unseren Urahnen bis zur Schwelle unserer Zukunft spannender erzählt als von diesem jungen israelischen Historiker. Und selten mit kritischen Seitenblicken auf den Umgang der Menschen mit den Tieren geworfen wie in diesem Buch. Der Titel des staatlichen Buchs bezieht sich zum Glück nicht auf dessen Umfang, sondern auf die kurze Präsenz des Menschen in der bisherigen Erdgeschichte.

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