Adrian Naef: «Die Rechenmachers»

naef

 

 

Wir waren im selben Dorf aufgewachsen, nur ein Jahr auseinander, aber in zwei ganz verschiedenen Welten, Adrian als Jüngster in einer Bauernfamilie, ich als Ältester in einer Direktorenfamilie. Wir sind uns wissentlich nie begegnet – bis zu jener Vernissage im März 2014 von Diether Grünenfelders Buch «Reise nach Limbo». Beim Bier danach: Aha, Du bisch au vo Walisele? Wie heissisch dän Du? Und schon kannten wir uns irgendwie, obwohl wir sozusagen nichts voneinander wussten. Dann war da plötzlich Adrians Buch in meiner Post, über seine Kindheit in Wallisellen. Eine mir fremde Zeit und Welt, obschon ich die Namen der Orte mit eigenen Erinnerungen verknüpfen kann. Ein kraftvoll und mit beissender Liebe geschriebenes Buch über eine Zeit und Welt, die es heute nicht mehr gibt.Ich hab das Buch nur sorgsam Stück um Stück gelesen, aus Angst, ich könnte zu rasch am Ende anlangen und die Lektüre dann vermissen. Gewonnen hab ich ein umfassenderes Verständnis für den Ort, an dem ich die ersten 25 Jahre meines Lebens zuhause war.

Was Adrian Naef beschreibt, ist das Aufwachsen und Aufwachen der Achtundsechziger, eine persönliche Chronik, die gültig ist weit über Wallisellen und Bauernhöfe hinaus, gültig vor allem auch, weil sie voll aus eben diesem konkret benannten Erleben schöpft.

edition isele, 2006, ISBN 978-3-861423-82-0

Eine Antwort hinterlassen