José Saramago: «Der Doppelgänger» (2002)

saramago  Ein etwas gelangweilter Mittelschullehrer in Lissabon entdeckt eines Nachts auf einer DVD einen unbedeutenden Nebendarsteller, der ihm aufs Haar gleicht, bis auf die vermeintlich zufälligsten Details. Er macht sich umständlichst auf die Suche nach seinem Doppelgänger, findet ihn schliesslich in einem andern Stadtteil und stellt sich der Konfrontation. Nach der gemeinsamen Feststellung der beiden, dass sie sich zum Verwechseln gleichen, wollen sie weitere Begegnungen tunlichst vermeiden, doch der Magnetismus des Unwahrscheinlichen ist stärker und treibt die Figuren unabwendbar einer tatsächlichen Verwechslung entgegen…

Keine leichte Lektüre, denn Saramago, ein Hochseilakrobat der Sprache und der Erzählkunst auch im Alter von achtzig Jahren, flicht immer wieder Nebenwege in den Erzählstrang und dialogisiert mit dem Leser, um den Protagonisten Zeit zu lassen, bis sie wissen, wie’s weitergeht – aber mehrmaliges Schmunzeln auf jeder Seite macht die Lektüre zum grossen literarischen Vergnügen.

Rowohlt, 2004, Taschenbuch, ISBN 3-498-06373-1

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