Ein Krimi für gut Beschuhte

 

 

 

 

 

Zur Lektüre dieses Krimis empfiehlt sich gutes Schuhwerk. Für jene, die nicht mehr erlebt haben, was das heisst: Ich rede von solider Handwerksarbeit aus echtem Leder, innen wie aussen, rahmengenäht, Vollgummisohle, mit reissfesten Nesteln und Ösen, von einer Qualität, der man ganz selbstverständlich Pflege und gutes Schuhfett angedeihen lässt.

Denn zu einem geht es im folgenden über Stock und Stein, auf den Spuren der Wanderungen des Autors. Und zweitens wäre minderes Schuhwerk eine Beleidigung des Autors, auch er ein solider Handwerker, der handfest, klar verortet und lineare erzählt, was – wie für den Wanderer eine gute Landkarte – unerlässlich ist, zumal im gebirgigen Gelände der Kantone Bern und Wallis; andernfalls hätt ich mich womöglich verloren im Dickicht zwischen vier scheinbar voneinander unabhängigen Ereignissen, die in diesem Roman zusehends ineinanderspielen. Nur dank kluger, immer etwas abseits vorgesehener Pfade wandernder Privatdetektive und über ihren Dienst hinaus eifriger Polizisten finden die Geschichten Stück um Stück zusammen, bis klar wird, was ein Museumsraub kunstgewerbehistorisch wertvoller Gegenstände in Bern, eine Leiche im Eis eines im Berner Oberland  gelegenen Bergsees, der Widerstand gegen ein Luxushotel im Oberwallis und all die andern merkwürdigen Begebenheiten miteinander zu tun haben.

So. Ich geh jetzt auf einen Kaffee in die «Schwarze Katze». Vielleicht ist der Hausherr, Detektiv Müller, grad ohne Auftrag und darum für einen Schwatz zu haben. Vielleicht ist gar seine kluge Teilzeitdetektivin Himmel dort anzutreffen und lässt mir eine ihrer berühmten Umarmungen zuteil werden. Ganz zu schweigen von des Autors Liebling und heimlicher Hauptperson, der Katze Mathilda, und allerlei skurrilen Gästen. Und am Ende gibt’s gar einen Grund, mit einem feinen Tropfen anzustossen. Prosit!

PS: Ja, ich weiss, seither hat Paul Lascaux zwei weitere Krimis veröffentlicht; aber ich kann unmöglich alles sofort rezensieren… und bin froh, mit nur drei Jahren Verspätung wenigstens diese Besprechung endlich fertig gestellt zu haben! Die «Sieben Weisen von Bern» und «Die Tote vom Zibelemärit» müssen warten; lest sie halt selber schon mal; für lehrreiche Spannung halt ich die Hand ins Feuer!

Paul Lascaux: «Goldstern», Kriminalroman. Gmeiner Verlag, Messkirch, 2016, 271 S., Taschenbuch, ISBN 978-3-8392-1957-7

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