Der Spielfilm von Ettore Scola (1977) lebt von den beiden grossartigen Hauptdarstellern Sophia Loren und Marcello Mastroianni und vom abgrundtiefen Kontrast zwischen dem im Hintergrund stets hörbaren Massenaufmarsch anlässlich des Empfangs von Hitler durch Mussolini in Rom (6. Mai 1938) samt dessen Widerhall im laut aufgedrehten Radio der Blockwartin und der leisen, feinen Begegnung zweier im voluminösen Wohnblock zuhause Gebliebener: Die Frau eines faschistischen Beamten, der mit den sechs Kindern zum Umzug aufgebrochen ist, und ein wegen unangepassten Verhaltens entlassener Radiosprecher.
Die Begegnung ergibt sich zufällig, wiederholt sich an diesem Morgen in eigenwillig zwingender Logik mehrmals, steigert sich zur Konfrontation zwischen der faschistischen Normalität der Hausfrau und der offensichtlichen Widerständigkeit des Journalisten, mündet in die Avancen der von ihrem dumpfen Mann missachteten Frau gegenüber dem gebildeten und etwas extravaganten Herrn – dessen Homosexualität eine sexuelle Vereinigung zwar dank gegenseitig starker Zuneigung zwar nicht verunmöglicht, die zumindest ihn aber nicht wirklich erfüllen kann.
Die Stärke des Films – eine tief gehende Sezierung der Zerstörung menschlicher Gemeinschaft durch den Faschismus – liegt vor allem darin, spürbar zu machen, wie sich für die Frau eine ihr bis dahin unbekannte Welt auftut, eine nicht mehr verlierbare Ahnung davon, dass Menschen anders gut miteinander auskommen, als es die faschistische Propaganda ihr glauben machen wollte. Während sie am Ende jenes «besonderen Tages» Ihrem in Festlaune heimgekehrten Gatten das gemeinsame Zubettgehen verweigert und sich stattdessen ans Fenster zum Hof setzt, um mit der Lektüre eines Buchs zu beginnen, das der Journalist ihr geschenkt, ja fast aufgedrängt hat, nimmt sie wahr, dass dieser das Licht in seiner Wohnung löscht und in Begleitung von zwei Herren und mit zwei Koffern das Gebäude verlässt…
Szene aus dem Film «Una giornata particolare» mit Sophia Loren und Marcello Mastroianni, von Ettore Scola (1977)
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