Still aus dem Film mit Philippe Noiret (links) und Salvatore Cascio
Eines Abends hatte ich mich mit A. kurz über zeitgenössische italienische Musik ausgetauscht. Der Name von Ennio Morricone drehte danach noch eine Weile in meinem Kopf herum, ich hörte mich durch ein paar Links auf YouTube und stiess so auf den Film «Cinema Paradiso» aus dem Jahr 1988, den ich damals verpasst hatte. Wer schon neben mir im Kino sass, weiss, dass ich bei Szenen, in denen sich Menschen in Schwierigkeiten befinden, ein ganzes Leintuch statt Taschentüchern benötige. Dieser Film gab mir reichlich Gelegenheit dafür, zumal ich die fast dreistündige Fassung erwischt hatte.
Der Film erzählt vom Leben nach dem Zweiten Weltkrieg in Italien am Beispiel einer kleinen Stadt in Sizilien, von der Bedeutung des Films gerade in einem von der Kultur wenig verwöhnten Ort, von der Zensur durch die katholische Kirche und von der Geschichte des italienischen Films jener Jahre. Den roten Faden bildet die Geschichte eines Jungen, der als Ministrant in der Kirche und als Helfer des Filmoperateurs im selben, jeweils zum Kino umfunktionierten Gebäude tätig ist, als Jüngling selber mit dem Filmen zu experimentieren beginnt, sich unsterblich in ein Mädchen seines Alters verliebt, deren Eltern ihr den Umgang mit ihm verbieten und deswegen nach Mittelitalien ziehen. Erst Jahrzehnte später findet der inzwischen gefeierte Regisseur die Frau wieder und erfährt, dass nur ein Missverständnis sie auseinander gebracht hatte; doch nun ist es zu spät, sie hat längst Familie, und er muss lernen, nicht länger von Beziehung zu Beziehung zu wechseln in der Suche nach seiner grossen Liebe.
Die drei Rollen dieser Figur, die Rolle seines Mentors, des Filmoperateurs, und die beiden Rollen der Mutter sind eindrücklich gespielt, die Szenen im Kino zum Schiessen. Echt grosses cinema all’italiana.
Cinema Paradiso (1988), ganzer Film (Langfassung inkl. Werbeunterbrechungen 173 min.)
Regie Giuseppe Tornatore
Musik: Ennio und Andrea Morricone