Wenn Banken ihr Eigenkapital nicht so erhöhen wollen, dass es das von ihnen eingegangene Risiko absichert, bleibt nur die Zerschlagung von «too big to fail»-Banken.
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Bildgrundlage von Ank Kumar (Wikimedia Commons)
Dass überbezahlte Top-Prädatoren wie der Häuptling der UBS sich gegen die Forderung nach Eine Erhöhung ihres Eigenkapitals wären und behaupten, das würde ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden [1], ist nicht weiter erstaunlich – solche Leute haben schon immer auf Kosten von vielen anderen gewirtschaftet und bei missglückten Hochseilakte stets nach grossen bunten Fallschirmen geschrien, die sie auch meist bekommen haben, weil ihresgleichen in der Politik dafür gesorgt hat. Das Wirtschaftssystem hat das bisher einigermassen verkraftet; doch inzwischen hat das Risiko eines Zusammenbruchs der UBS ein Ausmass erreicht, dass die ganze Schweiz existenziell treffen könnte.
Mehr Aufsehen erregt das Argument, das jüngst der Chef der viertgrössten Bank der Schweiz, der Zürcher Kantonalbank, gegen eine Kapitalerhöhung ins Feld führte. «Der zurzeit in gewissen Kreisen kursierende Vorschlag, etwa die ungewichtete Eigenkapitalquote auf 15 Prozent anzuheben, würde dazu führen, dass der Kanton 30 Milliarden Franken Kapital einschiessen oder die ZKB ihre Bilanz (und damit die Kreditvergabe) drastisch herunterfahren müsste.» [2] Die ZKB gehört dem Kanton und hat zum Zweck, die im Kanton Wirtschaft betreibenden und Liegenschaften entwickelnden Menschen mit Krediten zu unterstützen. Der Kanton nimmt jährlich 19 Milliarden ein und verfügt über ein Eigenkapital von 12 Milliarden, kann sich eine auch nur halbwegs genügende Kapitalerhöhung der ZKB also gar nicht leisten.Ginge die Kantonalbank pleite, dann erst recht der Kanton. So oder so bleibt nur eine Redimensionierung des ZKB-Geschäfts auf den ursprünglichen Zweck.
Die UBS ist schlicht zu gross für die Schweiz, die ZKB zu gross für den Kanton Zürich. Wenn es diesen und anderen grosse Banken wirklich unmöglich ist, sich ein genügend dickes Eigenkapitalpolster zuzulegen, dann muss der Staat sie zwingen, Teile abzustossen, damit sie wieder überschaubar klein werden. Wenn Banken zu gross sind für die Gesellschaft, die im schlimmsten Fall den Schaden zu tragen hat, dann ist es doch die offensichtlichste aller Massnahmen, die Grösse der Banken anzupassen und dafür zu sorgen, dass sie voneinander so unabhängig sind, dass der Fall einer Bank nicht das ganze System in den Abgrund zieht. Logisch, oder?
Es verwundert mich, dass in der ganzen politischen Debatte um too big to fail und Eigenkapitalhöhe das bestehende Bankenoligopol überhaupt nicht angesprochen wird. Ich höre sie schon, die von Wirtschaft und Bankenwesen angeblich so vielmehr verstehen als ich: Das ist ein ganz unmögliche Vorschlag, er passt nicht zu unserem freiheitlichen Wirtschaftssystem, et cetera – aber belastbare Lösungen für das offensichtliche Problem haben sie alle nicht. Darum erlaube ich mir als Laie, aber mit Erfahrung im risikoarmen Umgang mit zur Verfügung gestelltem Geld, das vorzuschlagen, was jeder verantwortliche Mensch tut: Risiko verteilen statt auftürmen.
Quellen:
[1] Christoph Leisinger, «Die Harakiri-Banker haben nichts dazugelernt», Infosperber, 09.02.2025
[2] Peter Kuster, «”Sicherste Bank der Welt” will nicht mehr Eigenkapital halten müssen», finews, 07.02.2025