Kriegsberichterstattung hat mich nie wirklich interessiert, weder ihr Resultat noch gar als Beruf. Das Buch von ORF-Kriegsreporter Fritz Orter hat nichts daran geändert; aber das Buch las ich bewegt.
Dass Kriegsberichterstatter auch dann gefährlich leben, wenn sie ihren Job überleben, wusst ich schon. Ich kenne einen, der durchgedreht ist bis zur sozialen Inkompatibilität.
Im Gegensatz dazu hat Fritz Orter besser überlebt, im Vollbesitz von Mitgefühl und kritischer Distanz zu sich selbst. Was er in fast lakonischen Fragmenten über seine Zeit in vierzehn Kriegen erzählt, ist keine kühle Aufzählung von Fakten, sondern gibt Einblick in sein Dahinterschauen, mit welchem er das TV-Publikum zuhause mit den Opfern ferner Kriege konfrontierte, um ihm hoffentlich nahezubringen, warum Kriege niemals geführt werden dürfen. Auf die Gefahr hin, dabei selber draufzugehen oder von Kollegen im warmen Studio zu hören, dass sie «deine Leichen nicht mehr sehen» mögen, und «die Zuschauer auch nicht».
Tausende von Toten, Verstümmelten, Vergewaltigten muss Orter gesehen haben, und es wird aus dem schmalen Band deutlich, dass er nicht abgestumpft ist dabei. Ein einziger Tod hat ihm die Kraft genommen, noch weiter «den ORF-Gebührenzahlern alles zu geben»: der unerwartete Krebstod seiner Frau. Ihr hat er das Buch gewidmet, an sie allein hat er es wohl geschrieben – und uns alle nachdenklich gemacht dabei.
Ich würde gerne mehr lesen von Fritz Orter.
EcoWIN, 2014, ISBN 978-3-7110-0056-9