Der Autor Rainer Kahni setzt mit Commissaire Carlucci jedem unbestechlichen, unbeirrbaren und hartnäckigen Polizisten ein Denkmal von einer Kraft, die trotz allem die Hoffnung leben lässt, dass eine bessere Gesellschaft von Menschen doch noch möglich sein könnte.
Carluccis Eltern immigrierten aus Sizilien nach Paris und sparten sich alles vom Mund ab, damit ihr Flavio studieren konnte. Als junger Jurist ging er zur Polizei und wurde als furchtloser Chef der Anti-Banditen-Brigade zum Schreck der Pariser Unterwelt. Dank seiner hohen Verdienste immer wieder mit schwierigsten und geheimsten Fällen betraut, gerät Carlucci in heikle Konfrontation nicht nur mit Kriminellen, sondern auch mit dem Geheimdienst. Er überlebt mit Glück und wird von seinen Vorgesetzten in die vermeintliche Ruhe und Abgeschiedenheit eines Aussenpostens an der Atlantikküste versetzt. Doch da gibt es mysteriöse Todesfälle in der lokalen Austernbranche, bei deren Aufklärung Carlucci einen Korruptionsskandal mit Fäden bis in höchste politische Ämter aufdeckt. Er ermittelt und jagt an der Küste, in der Hauptstadt und bis in die Schweiz und nach Kalabrien; er schliesst auf einem Friedhof mit dem Chef des Geheimdienstes einen Pakt und bringt schliesslich ein paar Gangster zur Strecke, doch an die eigentlichen Drahtzieher kommt er nicht heran, die sind zu gut geschützt.
Der knorrige, zynische und körperlich gezeichnete alte Kriminaloffizier feiert das Ende dieser Geschichte im Restaurant seiner Eltern in Paris, zusammen mit der ganzen Familie, die sich zu Weihnachten versammelt hat und überraschend mehrere neue Paarungen in ihrem Kreis feiern darf. Auch der alte rauhe Haudegen hat seine Liebe gefunden.
Ein Buch voller Tempo, gradlinig erzählt und kenntnisreich um einen Kerl herum inszeniert, dem man sich im Notfall bedenkenlos an den Hals werfen würde. Ein in seinem Kern zutiefst moralisches Buch.
BOD, 2009, ISBN-13: 978-3-7322-1097-8