Monsieur Rainer: Die Nizza Connection

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Mit diesem politischen Krimi ist Autor Rainer Kahni ganz grosses Kino gelungen. Tatsächlich wünschte ich mir in der ersten Depression des begeisterten Lesers, der nach der letzten Seite atemlos zurückbleibt, eine Verfilmung dieses Romans. Und ich wünsche mir den Film auch jetzt noch, Monate nach der Lektüre. Weniger der spektakulären Szenen wegen, die der schonungslosen Beschreibung zum Trotz nach Bild schreien, sondern vor allem, um die auf wahren Elementen beruhende Darstellung von abgrundtiefer behördlicher Korruption einem breiteren Publikum nahezubringen, als Impfstoff sozusagen.

Die Erzählung fängt fast gemütlich an. Ein verdienter Polizeioffizier im besten Alter, gut aussehend und ebenso gekleidet, verabschiedet sich als Commissionaire Divisionnaire von Aix-en-Provence ins mondäne Nizza, wohin ihn seine obersten Vorgesetzten als neuen Commissionaire Central befördert haben. Steht ihm ein elegantes Leben bevor, wie es die geradezu fürstliche Entourage vermuten lässt, welche die lokalen Verantwortlichen für ihn vorgesehen haben?

Nur Alain Costa und jene, die ihn hierher beordert haben, wissen es besser. Er soll mit der Korruption aufräumen, die Nizza und das Departement Alpes Maritimes seit Jahren im Würgegriff hält. Aber er lässt sich nichts anmerken, nimmt alle Termine wahr, welche die ihm vom lokalen Polizeichef zur Seite gestellten Mitarbeiter/innen organisieren, und lernt so die Verhältnisse und die Leute kennen, ohne das es auffällt. Er lässt sich auch den Luxus gefallen, der um ihn herum angehäuft wird, achtet dabei aber peinlich darauf, nichts anzunehmen, was ihm einst den Vorwurf der Korrumpierbarkeit einbringen könnte.

Als Costa genug gesehen hat, beginnt er aufzuräumen. Von da an liest sich der Roman wie ein wildgewordener Road Movie; in irrem Tempo legt Costa Kriminelle aufs Kreuz und (üb)erlebt Angriff um Angriff einer Brut, die sich zunehmend im Kern bedroht sieht. Dabei erscheint Costa zunehmend isoliert, wird von seinen engsten Mitarbeitern bespitzelt und verraten, kann sich nur dank höchster Protektion halten. Als Leser bangt man um ihn und ist, als er seine Aufgabe schliesslich erfüllt, dankbar erleichtert, ja, gönnt ihm das neue private Glück, für das er nun Zeit und Ruhe findet. Happy end, aber nach was für einem Kampf!

Als Leser wünsch ich dem Autor so sehr, dass dieses Buch nochmals und sorgfältig editiert werde. Die vorliegende Ausgabe strotzt vor Satzfehlern, und nach den im Text angekündigten Fussnoten sucht man durchwegs vergeblich. Schade für die exzellente Geschichte.

BoD, 2012, ISBN-13: 9783844815313

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