Flaschenpost an sich selbst

Der Film «Message in a Bottle» hatte nach seinem Kinostart 1999 vorwiegend schlechte Kritiken, las ich, als ich 25 Jahre später zufällig auf ihn einen Trailer stiess. Zum Glück hab ich mir den Film dennoch angeschaut; er ist für mich einer der zartesten Filme über die Entwicklung einer starken, aber schwierigen Liebesbeziehung, fein und humorvoll und ernsthaft erzählt und kongenial gespielt.

Der Schiffsbauer Garrett (Kevin Costner) kommt über den frühen Tod seiner Frau Catherine nicht hinweg, in seinem Haus belässt er ihr Atelier mit Bildern, Farben, Pinseln und Kreiden so, als wäre sie nur rasch weg. Er schreibt ihr einen Liebesbrief, den er als Flaschenpost von seiner Segelyacht aus dem Meer vor North Carolina anvertraut.

Gefunden wird die Flasche rund 900 km weiter nördlich an einem Strand in North Carolina, und zwar von der Chicago-Tribune-Journalistin Theresa (Robin Wright). Sie ist derart berührt von der Liebe im Brief an eine offenbar gestorbene Frau, dass sie den Absender auffinden will. Was sie dem Redaktionsleiter als mögliche Geschichte präsentiert, um den Auftrag zur Recherche zu bekommen, ist im Grunde ihre Verliebtheit in die Zeilen des Unbekannten, den sich dank der Mithilfe ihrer Kollegen tatsächlich findet.

Die Sympathie ist stark und gegenseitig, doch Gleiches gilt für die Vorsicht im Umgang miteinander. Garrett lebt in Gedanken und Gefühlen noch immer mit seiner verstorbenen Frau, Theresa ist eben erst dabei, über die Verletzung durch den Verrat ihres Ex-Manns hinweg zu kommen. Sie müssen beide lernen, wo die eigenen Grenzen und die des anderen sind. Sie treffen sich, lieben sich, verlassen einander wieder bis zu einem nächsten, unbestimmten Mal. Zusammenleben wär ein prima Plan ohne Vorbelastungen.

Garretts Vater Dodge (Paul Newman) hat Theresa in sein Herz geschlossen und ermahnt seinen Sohn immer wieder, die Chance für diese neue Liebe nicht zu vertun. Nach einer heftigen und ergreifenden Szene zwischen den beiden macht sich Garrett endlich frei; er schreibt Catherine eine letzte Flaschenpost, in der er ihr von Theresa erzählt, die er genau so liebe wie sie, eine Liebe, um die er jetzt kämpfen wolle. Auf dem Törn, bei dem er die Flasche dem Meer übergeben wollte, kommt er in einem heftigen Sturm ums Leben, als er das Leben von Schiffbrüchigen retten wollte. Dodge findet die Flasche mit dem Brief, und so erfährt Theresa, dass sie ein Paar geworden wären.

Die Geschichte liesse sich auf alle möglichen Arten erzählen, kitschig, schwermütig, tragisch, so, dass ich ausgestiegen wär. Ich habe während der zwei Stunden oft gelacht, auch ein wenig geweint. Der Film hat bei allem Ernst eine bewundernswerte Leichtigkeit, ohne in Oberflächlichkeiten zu entgleiten. Sehenswert. Taschentuch bereithalten!

Message in a Bottle (1999, USA), Regie: Luis Mandoki, nach dem gleichnamigen Roman von Nicholas Sparks. Warner Brothers. Ganzer Film (131’) auf Youtube

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