Flaschenpost an sich selbst

13. Dezember 2024

Der Film «Message in a Bottle» hatte nach seinem Kinostart 1999 vorwiegend schlechte Kritiken, las ich, als ich 25 Jahre später zufällig auf ihn einen Trailer stiess. Zum Glück hab ich mir den Film dennoch angeschaut; er ist für mich einer der zartesten Filme über die Entwicklung einer starken, aber schwierigen Liebesbeziehung, fein und humorvoll und ernsthaft erzählt und kongenial gespielt.

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Meisterlich heitere Sprachkunde

08. Dezember 2024

Die Wissenschaft von den Sprachen kann sehr theoretisch, abstrakt und in für Laien schwer verständlichen Formen betrieben werden. Selten bekam ich Linguistik so beschwingt und heiter vorgeführt wie in Alberigo Albano Tuccillos zahlreichen «Amuse Bouche» auf seinem Facebook-Profil und dann fein gebunden im gleichnamigen Band.

Der Titel spielt an auf einen Begriff in der gehobenen Gastronomie für kleine feine Gaumenkitzler, die unverlangt noch vor der Vorspeise serviert werden. Und in ähnlicher Weise tischt Tuccillo seine linguistischen Häppchen auf: fein zubereitet, aber unaufdringlich und leicht verdaulich.

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Vom «Schweizer Zappa» zum Rondom-Künstler

26. November 2024

Beim Lesen der «musikalischen Biografie» über den Appenzeller Künstler Steff Signer durfte ich eine hochinteressante Ära nacherleben, die ich in dieser speziellen Ausprägung kaum wahrgenommen hatte. Zwar hab ich ich einen Teil jener Zeit in der selben Region verbracht und bin kaum älter als der Protagonist und sein Schulfreund und Biograf Hanspeter Spörri, den ich damals als Journalist aus meiner Öko-Parallelwelt in meinem St. Galler Hauptquartier kennengelernt hatte, ohne auch nur zu ahnen, dass ich so eine Verbindung zu «Infra Steff» hätte bekommen können, zu einem Musiker und einer Szene, von denen nicht viel mehr als den Namen und einen gewissen Ruf mitbekommen hatte. Schande auf mein Haupt! Als ich Mitte der Achtzigerjahre nach Trogen und später nach St. Gallen gezogen war, war die wilde Zeit der wechselnden Bands um Steff Signer allerdings schon fast vorbei; damals begann seine Phase als Komponist, von der ich noch weniger Ahnung hatte.

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Alla scoperta della vita in mare

24. November 2024

Innanzitutto, ti consiglio di iniziare la lettura dal capitolo 1 e di terminare con l’introduzione alla fine. È il modo migliore per godere dell’arte narrativa di questo autore scientifico, che ti porta dalla terra agli abissi più profondi del mare e ti introduce alle circa ventimila specie vegetali e animali da scoprire intorno o nel Mediterraneo.

Se temi vederti confronto con un elenco di tutte queste specie con foto e dettagli, come pensavo io quando ho visto il titolo del libro, non allarmarti: il viaggio per cui Andrea Bonifazi ti prende per mano è molto più affascinante di un elenco. Non si tratta di un testo scolastico, ma piuttosto di un romanzo quasi poetico, e alla fine della lettura probabilmente avrai dimenticato i nomi e i dettagli di tutte queste specie, ma probabilmente avrai imparato come tutte queste forme di vita siano interconnesse per creare il mondo marino, anzi il mondo in generale.

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Gefährdete Fischbestände und Lebensräume

18. November 2024

Der Hamburger Journalist Manfred Kriener setzt sich seit vielen Jahren kritisch mit Fragen rund um den Zustand der Umwelt und unserer Ernährung auseinander, auch mit Fragen rund um den Zustand der Meere und der Fischbestände. Ich schätze ihn als schreibgewandten Fachmann in diesen Themen.

Auch in seinem neusten Sachbuch [1] berichtet Kriener in gewohnt launiger und lesefreudiger Weise und bringt interessierten Laien die Welt der Fische und das Marktgeschehen mit ihnen näher. In kurzen Kapiteln kann man sich rasch informieren über die Erschöpfung vieler Fischbestände durch industrielle Überfischung, den Missbrauch der Meere als Müllkippen und die zunehmende Erwärmung der Meere. Kenntnisreich beschreibt Kriener die besondere Lage in der Nordsee, in der Ostsee und im Bodensee und streift die Probleme in der Aquakultur, um den Tour d’Horizon mit einigen kritischen Bemerkungen zur in Deutschland verbreiteten Freizeitanglerei zu beschliessen. Dem Buch beigefügt sind, eine schöne Idee, 21 Portraits von besonders gefragten Fischarten, vom Aal über die Regenbogenforelle bis zu Wels und Zander. 

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Come on, Come on

17. November 2024

Jesses Vater Paul ist psychisch erkrankt, seine Mutter Viv muss neben ihrer Arbeit ganz für ihren Mann da sein. Jessies Onkel Johnny, ein alleinstehender Radioreporter in New York, bietet an, für ein paar Tage nach Los Angeles zu kommen und sich um seinen Neffen zu kümmern. Doch Pauls Krankheit wird schlimmer, er muss in die Klinik, will aber, dass Viv bei ihm bleibt, bis es ihm ein bisschen besser geht. Johnny muss zurück nach New York für ein paar neue Interviews mit Kindern, die er über ihr Leben, ihre Gedanken, über die Zukunft und über die Erwachsenen befragt. Jesse will mit ihm nach New York fliegen, und Viv lenkt schliesslich ein. Aus den paar Tagen wird eine lange Zeit, lang genug, dass Johnny und Jessie sich richtig kennen und verstehen lernen, der etwas verschrobene Journalist und der umwerfend quirlige und verrückte neunjährige Junge.

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Eine durch und durch verwobene Welt

07. November 2024

Es ist nicht das erste Buch der Schweizer Biologin Florianne Koechlin über die fantastischen Fähigkeiten von Pflanzen und Tieren. Aber es ist vielleicht ihr dichtestes, das tief in die feinsten Verästelungen und Verbindungen des Lebens in allen seinen Formen reicht. «Streifzüge durch wissenschaftliches Neuland» nennt die Autorin ihr Schreiben. Da kommunizieren Pflanzen mit Artgenossen, mit Pflanzen anderer Arten, mit Tieren und Pilzen, und diese wiederum mit Pflanzen, fast wie in einer Märchenwelt oder wie in den animistischen Vorstellungswelten angeblich primitiver Gesellschaften.

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Sanft eindringlich für ein anderes Verhältnis mit der Natur

05. November 2024

Eine «ungeordnete Kulturgeschichte der Natur» nennt die österreichische Autorin und Lyrikerin Bettina Balàka ihren Essayband allzu bescheiden. Lesend fand ich mich bald gefangen von einer klaren, wenn auch sanften Ordnung des Empfindens und Denkens über das «Zähmen, Ausbeuten und Bestaunen»; eine ganz anders geartete Ordnung als jene, der die Autorin ihr vermeintlich Ungeordnetes gegenüberstellt.

Die Fragen, die Balàka aufwirft und unaufdringlich eindringlich beantwortet, sind mir in meiner eigenen Arbeit seit Jahrzehnten täglich nah, brennen auch mir unter den Fingern und auf der Zunge. Doch wie Balàka davon schreibt, ist bemerkenswert, nicht zuletzt deswegen, weil sie sich selber nicht herausnimmt und die allmähliche Veränderung im Verhalten zu Pflanzen und Tieren in der eigenen Person vorstellt.

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Die Infantilisierung der Kommunikation — — —       #SchauHier!  #SchauHier!  #SchauHier!

23. Oktober 2024

Die Menschen haben keine Zeit, Aufmerksamkeit ist ein knappes Gut, die Konkurrenz darum ist enorm – also sag es kurz!

Doch weil das Schreiben von einleuchtenden Slogans und lange nachwirkenden Aphorismen eine Kunst ist, die wenige beherrschen, gerät die Verkürzung meist zur Verflachung: Der Text bleibt an der Oberfläche, bewirtschaftet einen isolierten Aufreger, leuchtet keine Zusammenhänge aus.

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Albert Rösti und Markus Ritter entführt!

15. September 2024

Eine Moritat rund um die Biodiversität mit wahrem Hintergrund [1]


Irgendwer wird dereinst nur noch Rösti zu essen kriegen – entweder jene, die sie angerichtet haben, oder wahrscheinlicher all jene, die das zuliessen.

1 Die Bombe platzt

«Das Basiskollektiv biodiv hat Albert Rösti, Bundesrat, und Markus Ritter, Bauernverbandspräsident, entführt und wegen wiederholter bandenmässiger Irreführung der Schweizer Bevölkerung verurteilt. Die beiden Promotoren einer Lügenkampagne gegen den wissenschaftlich belegten Verlust der Biodiversität bleiben in Gefangenschaft, bis der Bundesrat beschliesst, die Volksabstimmung vom 22. September über die Volksinitiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft» (Biodiversitätsinitiative) auszusetzen und im kommenden Jahr mit einem erläuternden Text des Forums Biodiversität der Schweizerischen Akademie der Natur­wissenschaften neu anzusetzen. Die Kommunikation mit dem Basiskollektiv biodiv ist ausschliesslich über swissinfo.ch der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft möglich.» Weiterlesen »